Projekte

Kooperationsprojekt der Staatsbibliothek mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste: „Das Zentralantiquariat der DDR: Verkaufswege. Empfänger. Provenienzen“

Projektlaufzeit: November 2022 bis Januar 2025

Gefördert von:

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Das 1959 gegründete Zentralantiquariat der DDR (ZA) spielte bei der Fragmentierung und Verteilung historisch gewachsener öffentlicher und privater Buchsammlungen eine zentrale Rolle. Das ZA hatte als Handelsunternehmen Devisen für die DDR zu erwirtschaften. Zu diesem Zweck verkaufte es Buchbestände in das – nach DDR-Sprachgebrauch – Nichtsozialistische Wirtschaftssystem (NSW), insbesondere in die Bundesrepublik, nach Schweden, in die Niederlande und in die Schweiz. Die Verkäufe des ZA erfolgten über die Deutsche Buch-Export und -Import GmbH (ab 1971/1972 Außenhandelsbetrieb Buchexport) meist an als Zwischenhändler fungierende Antiquariate im sog. NSW, so dass relevante Erwerbungen in Bibliotheken nur schwer nachvollziehbar sind.

Die Buchmengen, die das ZA anbot, waren immens. Allein von der für die wissenschaftlichen Bibliotheken der DDR zuständigen Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA) übernahm das ZA im Lauf der Jahrzehnte mehr als drei Millionen Bände. Weitere Bestände gingen dem ZA auf anderen Wegen zu. Unter den Angeboten des ZA befanden sich Drucke kritischer Herkunft, darunter NS-Raubgut und Bücher von „Republikflüchtigen“.

Wesentliche Quelle zum ZA sind die über 170 Verkaufskataloge und ca. 2.000 Angebotslisten, die im Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) nahezu vollständig überliefert sind. Als Kooperationspartnerin stellt die DNB diesen Bestand für die Digitalisierung und Volltexterkennung im Rahmen des Projektes zur Verfügung. Damit stehen durchsuchbare Informationen zu mehr als 1,5 Millionen Büchern und Zeitschriften, die das ZA zwischen 1959 und 1989 ihren Handelspartnern über diesen Weg zum Erwerb anbot, dauerhaft für die Forschung zur Verfügung.

Wissenschaftliches Ziel des Projekts ist es, die Verkaufspraxis und die Handelswege des Zentralantiquariats der DDR (ZA) zu rekonstruieren, vom ZA verkaufte Exemplare und potentielle Empfängerbibliotheken zu identifizieren, die festgestellten (möglicherweise ZA-typischen) Provenienzen im Hinblick auf bekannte Wege und Wellen der Bibliomigration zu kontextualisieren und die erzielten Ergebnisse nachhaltig für die Wissenschaft und Öffentlichkeit zu dokumentieren.

Unsere Arbeitspakete:

  • AP 1

  • AP 2

    Erwerbungen in Berlin und Leipzig

    ZA-Erwerbungen der Deutschen Staatsbibliothek und des Deutschen Buch- und Schriftmuseums

    AP 2

  • AP 3

    Zusammenarbeit

    Zusammenarbeit zwischen ZA und Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände

  • AP 4

    Erwerbungen in Westberlin und Frankfurt/Main

    ZA-Angebote und Antiquaria-Erwerbung in der Westberliner Staatsbibliothek und im Deutschen Exilarchiv

    AP 4

  • AP 5

    Erwerbungen in Bibliotheken der Bundesrepublik und der Niederlande

    ZA-Angebote und Antiquaria-Erwerbung in Bibliotheken der Bundesrepublik und der Niederlande

Forschungsprojekt „NS-Raubgut nach 1945: Die Rolle der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA)“

ZwA Berlin, Beispiel

Projektlaufzeit: 2014 bis 2022

Tiefenerschließung „Der Aktenbestand Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände“

Gefördert von:

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Gegenstand des Projektes ist die Erforschung der Wege von NS-Raubgut nach 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Massen an Altbeständen und als herrenlos angesehene Bücher, die sich teilweise nur notdürftig gesichert in Sammelstellen und Bibliotheken befanden, bewegt. Große Bestandsverluste der deutschen Bibliotheken durch Kriegseinwirkungen waren ausschlaggebend dafür, dass diese Bücher nun intensiv zur Lückenergänzung genutzt und weiterverteilt wurden.

In der Deutschen Demokratischen Republik gab es seit 1953 eine nicht-kommerzielle Zentralstelle, die – neben abgegebenen Dubletten aus wissenschaftlichen Bibliotheken – einen Teil ihrer Bestände aus unbearbeiteten Büchern speiste, die aus unterschiedlichen Bibliotheken der DDR stammten. Unter den der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA) überstellten Beständen befand sich auch Raubgut, das die Nationalsozialisten in ihre Einrichtungen übernommen hatten und das nach 1945 gesichert und verteilt worden war; vermischt mit weiteren ‚ungenutzten’ Altbeständen. Hinzu kamen durch die Bodenreform enteignete bzw. nach ‚Republikflucht’ beschlagnahmte sowie durch verschiedene Verwaltungsreformen freiwerdende Sammlungen. Ab 1959 bis zu ihrer endgültigen Auflösung 1995 war die ZwA als eigenständige Dienststelle an der Deutschen Staatsbibliothek bzw. der Staatsbibliothek zu Berlin angesiedelt.

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Forschungsprojekt „Transparenz schaffen: Recherche, Erschließung und überregionaler Nachweis von NS-Raubgut im Druckschriftenbestand der Staatsbibliothek zu Berlin“

Provenienzmerkmale

Projektstart: September 2010 | Projektende: Juni 2014

Dokumentation der erfassten Provenienzen

Restitution an das Institut für Sozialforschung

Gefördert von:

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(i.e. Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung)

Gegenstand des Projektes war die systematische Aufarbeitung von ca. 11.000 als besonders verdächtig bewerteten Zugängen im historischen Druckschriftenbestand (ca. 3 Mio Bände) der Staatsbibliothek zu Berlin.

Im Projekt wurden drei methodische Ansätze verfolgt:

  • Prüfung der in der internen Index-Datenbank zweifelhafter Zugänge (IDZZ) erfassten Zugangsnummern (Titelermittlung im Akzessionsjournal, Ermittlung der in Frage kommenden Exemplare im Online-Katalog und anderen Nachweissystemen)
  • Prüfung von im Alphabetischen Zettelkatalog AK II verzeichneten Exemplaren insbesondere aus der beschlagnahmten Bibliothek des Instituts für Sozialforschung (Frankfurt/Main)
  • Bestandsprüfung besonders raubgutverdächtiger Signaturenbereiche im Magazin

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Forschungsprojekt „Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek zwischen 1933 und 1945. Aspekte der Literaturversorgung unter der Herrschaft des Nationalsozialismus“

Reichstauschstelle aus dem Besitz des Bundesarchivs

Laufzeit: 2006 bis 2009 / 2013

Cornelia Briel: Beschlagnahmt, erpresst, erbeutet. NS-Raubgut, Reichstauschstelle und Preußische Staatsbibliothek zwischen 1933 und 1945, Berlin 2013. ISBN 9783050049021. – Online (kostenpflichtig): https://doi.org/10.1524/9783050089577

Gefördert von:
Fritz Thyssen Stiftung für Wissenschaftsförderung / Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung

In Kooperation mit:
Max-Planck-Institut für Geschichte (später: MPI für Wissenschaftsgeschichte)

Gegenstand des Projekts war die umfassende Aufklärung der institutionellen Strukturen und bibliothekarischen Abläufe unter rechtlichen und finanziellen Aspekten sowie in Hinsicht auf die Handlungsspielräume der beteiligten Akteure und die politische Dimension der Vorgänge.

Die Forschungen haben gezeigt, dass sowohl die Preußische Staatsbibliothek als auch die Reichstauschstelle im Zentrum eines Netzwerkes standen, durch das erhebliche Mengen der bei so genannten Reichsfeinden und jüdischen Verfolgten beschlagnahmten Literatur an wissenschaftliche Bibliotheken und andere Einrichtungen im Reich verteilt wurden. Neu ist in diesem Zusammenhang die Erkenntnis, in welchem Maße beide Einrichtungen seit etwa 1936 in Konkurrenz zu NS-Einrichtungen und genuinen NS-Rauborganisationen (wie diversen SS-Institutionen oder dem Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg) standen, gegen die sie sich bei der Akquisition enteigneter und beschlagnahmter Literatur trotz einschlägiger Erlasse des Reichsfinanzministeriums letztlich nicht behaupten konnten.

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