NS-Raubgut nach 1945
Die Rolle der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA)
Projektstart: August 2014
Das vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderte Forschungsprojekt baut inhaltlich auf dem bereits abgeschlossenen Projekt Transparenz schaffen zum Nachweis von NS-Raubgut in der Staatsbibliothek zu Berlin auf und soll gleichzeitig eine der Projektstudie zu Reichstauschstelle und Preußischer Staatsbibliothek vergleichbare Grundlagenforschung leisten.
Gegenstand des Projektes ist die Erforschung der Wege von NS-Raubgut nach 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Massen an Altbeständen und als herrenlos angesehene Bücher, die sich teilweise nur notdürftig gesichert in Sammelstellen und Bibliotheken befanden, bewegt. Große Bestandsverluste der deutschen Bibliotheken durch Kriegseinwirkungen waren ausschlaggebend dafür, dass diese Bücher nun intensiv zur Lückenergänzung genutzt und weiterverteilt wurden.
In der Deutschen Demokratischen Republik gab es seit 1953 eine nicht-kommerzielle Zentralstelle, die – neben abgegebenen Dubletten aus wissenschaftlichen Bibliotheken – einen Teil ihrer Bestände aus unbearbeiteten Büchern speiste, die aus unterschiedlichen Bibliotheken der DDR stammten. Unter den der Zentralstelle für wissenschaftliche Altbestände (ZwA) überstellten Beständen befand sich auch Raubgut, das die Nationalsozialisten in ihre Einrichtungen übernommen hatten und das nach 1945 gesichert und verteilt worden war; vermischt mit weiteren ‚ungenutzten’ Altbeständen. Hinzu kamen durch die Bodenreform enteignete bzw. nach ‚Republikflucht’ beschlagnahmte sowie durch verschiedene Verwaltungsreformen freiwerdende Sammlungen. Ab 1959 bis zu ihrer endgültigen Auflösung 1995 war die ZwA als eigenständige Dienststelle an der Deutschen Staatsbibliothek bzw. der Staatsbibliothek zu Berlin angesiedelt.
Im Projekt wird die Erfassung und Auswertung sämtlicher erhaltener Akten der ZwA sowie weiterer einschlägiger Akten z.B. der Erwerbungsabteilung der Deutschen Staatsbibliothek geleistet. Darüber hinaus werden weitere relevante Archivbestände – im Bundesarchiv und in verschiedenen Staatsarchiven – zur Rekonstruktion der Geschichte der ZwA herangezogen.
Ein weiteres Arbeitspaket beinhaltet die gezielte Auswertung des ehemaligen Dienstkatalogs der ZwA (Katalog der vermittelten Bestände). So sollen Umfang und Verbleib des nach 1945 verteilten NS-Raubguts erforscht und nach Möglichkeit die Herkunft der zu ermittelnden Exemplare erschlossen werden. Da mehrere Berliner Bibliotheken zu den Hauptempfängern von Angeboten der ZwA gehörten – nach der Deutschen Staatsbibliothek (mit ca. 25% insgesamt an erster Stelle der Empfänger) die Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität, die Bibliothek der Staatlichen Museen, das Museum für Deutsche Geschichte, die Akademie der Wissenschaften, das Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED und die Bibliothek der Jüdischen Gemeinde – soll die weitere Prüfung der vermittelten Bestände auf die in Berliner Bibliotheken erhaltenen Exemplare konzentriert werden. Die Dokumentation der dabei nachgewiesenen Fälle von NS-Raubgut im Bestand der Staatsbibliothek erfolgt wie im Projekt „Transparenz schaffen“ zeitnah und umfassend im Online-Katalog.
Zum Abschluss des Projektes werden die erzielten Ergebnisse zusammengefasst und publiziert.